
fenster.com Kopf der Woche: Aleš Pajovič
Seit Sonntagabend ist die Ära Pajovič als Teamchef des Österreichischen Handball Männer Nationalteams offiziell zu Ende. Ab sofort konzentriert sich der Slowene einzig und allein auf seine Aufgabe als Cheftrainer des deutschen Spitzenklubs SG Flensburg-Handewitt. Pajovic, der vor seiner Zeit als Nationalteamtrainer an der Seitenlinie der HSG Holding Graz stand, zieht im Interview Bilanz über seine Jahre als Teamchef:
Wie steht es um deine Gefühle, jetzt wo du offiziell dein letztes Spiel als ÖHB-Teamchef bestritten hast?
Aleš Pajovič: „Das war gestern der perfekte Abschied. Wir qualifizieren uns mit einem Sieg für die EURO und das in einer ausverkauften Halle. Das freut mich sehr. Ich habe die Jungs gestern 60 Minuten kämpfen gesehen. Sie wollten unbedingt gewinnen. Darauf bin ich stolz. Ich habe keine Angst um die Zukunft der Jungs. Wenn sie so weitermachen, werden sie auch in Zukunft Erfolg haben. Für mich persönlich ist dieser Abschied von den Jungs und von Graz natürlich traurig. Auf mich wartet eine neue Aufgabe in Flensburg. Ich bin zufrieden und froh, ein wenig traurig, blicke aber mit Freude in die Zukunft.“
Wie wichtig war es auch dir persönlich, dieses Kapitel mit einem Erfolg und der erfolgreichen Quali abzuschließen?
Aleš Pajovič: „Es wäre bitter gewesen dieses Spiel zu verlieren und sich nicht für die EURO zu qualifizieren. Nach den Erfolgen der letzten Jahre hatte ich vollstes Vertrauen in die Jungs. Nach den ersten zehn Minuten habe ich gemerkt, das wird ein gutes Spiel. Es war dann sehr emotional.“
Du bist der erfolgreichste Männer-Teamchef der ÖHB-Geschichte. Wie hört sich das an?
Aleš Pajovič: „Natürlich super. Wir haben es in den letzten sechs Jahren geschafft etwas zu bewegen im österreichischen Handball. Viele Jungs haben große Schritte gemacht und sind ins Ausland gegangen. In den letzten Jahren, speziell nach der EHF EURO 2024, ist auch das Interesse gestiegen. Es ist unglaublich zu sehen, wie viele Österreicher sich plötzlich für Handball interessieren. Ich bin stolz darauf, was wir zusammen als Mannschaft geschafft haben in diesen Jahren. Noch mehr als diese Erfolge, zählt für mich aber die Beziehung zur Mannschaft.“
Wirst du dem österreichischen Handball in irgendeiner Form verbunden bleiben? Wenn ja, wie?
Aleš Pajovič: „Ich war jetzt zehn Jahre in Österreich. Mein Sohn bleibt auch in Graz. Im Sommer, wenn Pause ist, komme ich auch wieder zurück nach Graz. Wir haben viele Freunde in Österreich und natürlich werde ich die Jungs weiter verfolgen.“
Wie siehst du die Entwicklung des österreichischen Handballs in den letzten Jahren?
Aleš Pajovič: „Wir hatten unsere Ups and Downs. Aber die Jungs haben sich immer weiterentwickelt und ich denke, das ist sehr wichtig. Wir haben jetzt viele Spieler die in guten Ligen, bei guten Vereinen spielen. Wir haben auch einen kleinen Generationswechsel vollzogen. Es sind viele junge Spieler dabei, die noch lange im Nationalteam spielen können. Die Breite wird aber ein Thema bleiben in Österreich. Es sind aktuell rund 20 Spieler, die dem Nationalteam helfen können. Ziel muss sein, sämtliche Spieler Schritt für Schritt weiterzuentwickeln. Wenn das Nationalteam bei Europa- und Weltmeisterschaften vertreten ist, können sich die Spieler dort zeigen und mit guten Leistungen vielleicht den Sprung ins Ausland schaffen. Auch von unten, von den Nachwuchs-Nationalteams kommen einige Spieler nach. Hoffentlich geht es so weiter.“
Was ist aus deiner Sicht möglich für dieses Team?
Aleš Pajovič: „Ich denke, wir haben das Maximum herausgeholt wenn wir auf die EURO 2024 schauen mit Platz 8 und der Olympia-Quali. Das war unglaublich. Wir haben diese Saison gezeigt, dass wir auch ohne Niko (Anm.: Mykola Bilyk) sehr stark sind und mit den großen Nationen mithalten können. Wenn Niko zurückkommt, ist das Nationalteam noch stärker. Viele Spieler haben große Schritte gemacht und das ist schön zu sehen.“
Gibst du deinem Nachfolger Iker Romero irgendwelche Tipps mit?
Aleš Pajovič: „Wir haben uns bereits ausgetauscht und er hat mich gefragt, ob er sich in Zukunft bei mir melden darf um mehr über das Team zu erfahren. Das mache ich natürlich gerne. Ich wünsche Iker und der Mannschaft viel Erfolg in der Zukunft.“