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Im Vorfeld der Jahreshauptversammlung der European Gay and Lesbian Sport Federation (EGLSF), die am 19. und 20. März in Wien stattfinden hätte sollen und coronabedingt nunmehr virtuell stattfinden wird, fand Ende vergangene Woche eine Podiumsdiskussion zum Thema „Queer im Sport – Was Sport gegen LQBTIQ-Feindlichkeit tun kann“, statt. Mit Sportminister Werner Kogler diskutierten Oliver Egger, Ombudsmann „Fußball für Alle“ (Ombudsstelle des Österreichischen Fußball-Bundes und der Österreichischen Fußball-Bundesliga gegen Homophobie) und Österreichs erster offen schwuler Fußballer, Jennifer Klein, 15-fache ÖFB-Teamspielerin, lebt in gleichgeschlechtlicher Beziehung, Sarah Townsend, Co-Präsidentin der EGLSF und Christoph Edelmüller, Geschäftsführer der HANDBALL LIGEN AUSTRIA.

Oliver Egger schilderte sehr prägnant die Erfahrungen mit seinem eigenen Coming-Out beim FC Gratkorn. Innerhalb des Vereins und der Mannschaft hat er große Unterstützung erfahren. Sein Coming-Out hat auch die Mitspieler und den Verein sensibilisiert. „Schwul“ wird gerade im Fußball oft mit „schwach“ oder „schlecht“ verbunden, etwa durch die Aussage, „so ein schwuler Pass“. Das hat sich in seiner Mannschaft definitiv geändert. Probleme gab es mit manchen homophoben Gegenspielern, die ihm etwa unterstellt haben, er würde anderen „auf den Hintern“ greifen. Der ÖFB hat gemeinsam mit der Bundesliga als erster Fußballverband in Europa eine Anlaufstelle für Homophobie „Fußball für Alle“ eingerichtet, in der Oliver Egger als Ombudsmann fungiert. Bisher haben sich dort ausschließlich männliche schwule oder bisexuelle Spieler gemeldet, die nach den Erfahrungen mit dem Coming-Out gefragt haben und sich so Unterstützung für ihre persönliche Situation geholt haben.

Jennifer Klein ist auf die Unterschiede im Männer- und Frauenfußball eingegangen. Im Frauenfußball sind gleichgeschlechtliche Beziehungen viel selbstverständlicher. Die Spielerinnen müssen sich nicht verleugnen und fühlen sich im Team sicher und gut aufgehoben. Daher ist ein Coming-Out oft gar nicht notwendig. Das Klima und die Sprache in den Frauenfußballteams ist wesentlich toleranter und offener. In Deutschland, wo sie als Legionärin bei TSG 1899 Hoffenheim aktiv war, gibt es im Unterschied zu Österreich wesentlich mehr offen deklarierte lesbische Spielerinnen.

Sportminister Werner Kogler hob die große Bedeutung des Sports für gesellschaftliche Entwicklungen hervor. Der Sport ist ein Brennpunkt für gesellschaftliche Einstellungen. Wenn etwa eine Sensibilisierung im Fansektor gegenüber schwulen Spielern im Stadion stattfindet, hat das Auswirkungen auf das tägliche Leben. Es gibt aber noch einiges zu tun, damit Vielfalt zur Normalität wird. Die Förderung von Vielfalt und der Kampf gegen Homophobie ist auch im Regierungsprogramm verankert. Kogler hob die Zusammenarbeit mit 100 % Sport, dem Zentrum für Genderkompetenz im Sport hervor, wo heuer mit dem Bereich geschlechtliche Vielfalt ein neuer Schwerpunkt gesetzt wird. Die fairplay-Initiative am VIDC (Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation) leistet seit Jahren wichtige Arbeit gegen Homophobie und Diskriminierung im Sport. Aktuell werden Projekte mit den Handball Ligen und dem ÖFB gefördert, um mit Workshops und Bildungsangeboten Veränderungen zu bewirken. Kogler zeigte sich sehr erfreut, dass die EuroGames 2024 in Wien stattfinden werden und bekannte sich zu einer ausreichenden Unterstützung durch das Sportministerium.

Christoph Edelmüller verwies darauf, dass gerade in einem sehr körperbetonten und „harten“ Sport wie Handball wichtig ist, Stereotype und Geschlechterbilder aufzubrechen. Es gehe darum zu sensibilisieren und Diskriminierung, wenn sie stattfindet, offen anzusprechen. Bei den Vereinen ist die Sensibilität mittlerweile deutlich gestiegen. Mehrere Vereine der HANDBALL LIGEN AUSTRIA (HLA) haben die Farben des Regenbogens dauerhaft auf ihren Dressen integriert, um ein deutliches Zeichen zu setzen. In Zusammenarbeit mit dem Sportministerium steht das Projekt „Handball für Vielfalt“ kurz vor dem Start. Damit soll das Thema Homosexualität und sexuelle Diversität im Handball mit einer Kampagne mit bekannten österreichischen Handballern und Workshops mit den Jugendmannschaften der Bundesligen aktiv behandelt werden.

Sarah Townsend betonte, dass es in den letzten 10 bis 20 Jahren in Europa gute Fortschritte in der Gesetzeslage und auch der gesellschaftlichen Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans- und Intersex-Personen gegeben habe. Diese positive Weiterentwicklung gibt es auch im Rahmen der Europäischen Union, die Projekte zur Vielfalt im Sport fördert.

Dabei geht es nicht nur um die sexuelle Orientierung, sondern um die Fragen von Menschenrechten allgemein. Ein Beispiel ist CEEYouSport. Damit wurden in den letzten Jahren in Zentral und Osteuropa (CEE) LGBTI-Sportinitiativen gefördert – auch in jenen Ländern, in denen die politische Situation für LGBTI-Menschen nicht einfach ist. Wichtig war Sarah Townsend auch festzuhalten, dass Sport besonders geeignet ist, Vielfalt zu leben, weil Sport grundsätzlich für alle Menschen offen und zugänglich ist.

Die EuroGames, veranstaltet von EGLSF und Organisationen vor Ort sind das größte jährlich stattfindende Sportfest für LGBTI-Personen in Europa und finden jeweils in einer anderen Stadt statt. In Wien wird 2024, organisiert vor allem durch die beiden Wiener LGBTI-Sportvereine Aufschlag und Kraulquappen, aber nicht nur ein großes Sportfest stattfinden, sondern auch ein wichtiges Zeichen gesetzt, um Vielfalt zu leben.
© HLA MEISTERLIGA | HLA CHALLENGE 2023
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